00:00:00:
00:00:03: Wir fühlen uns etwas wohler, aber wir fühlen uns noch nicht wohl.
00:00:06: Wir hoffen überhaupt nicht, wir kalkulieren.
00:00:08: Deswegen bin ich mir sehr sicher, dass unsere Prognosen für das aktuelle Geschäftsjahr halten werden.
00:00:17: Hier ist eine Gruß vom Börsenradio, Geschäftsjahr der Agrarner von März bis Februar.
00:00:21: Das heißt, wir schauen uns jetzt die Zahlen.
00:00:24: Nach den ersten beiden Geschäftsquartalen an zum Halbjahr und ich möchte einsteigen mit zwei Aussagen, Herr Büttner, und zwischen diesen beiden Aussagen liegen exakt drei Monate, also ein Quartal.
00:00:34: Zunächst einmal, für das EBIT des zweiten Quartals wird ein sehr deutlich oder dem vorherliegender Wert prognostiziert, das hatten Sie nach dem ersten Quartal gesagt.
00:00:42: Und jetzt aktuell, der Rückgang des EBIT im zweiten Quartal viel geringer aus als erwartet.
00:00:47: Und aus diesem Grund haben wir schon Mitte September unsere Prognose fürs Gesamtjahr nach oben angepasst.
00:00:53: eine Ebene, das deutlich über dem Vorjahreswert liegt.
00:00:57: Ich nehme an, mit dem zweiten Zitat fühlen Sie sich wohler.
00:01:01: Was ist passiert?
00:01:02: Wir fühlen uns etwas wohler, aber wir fühlen uns noch nicht wohl.
00:01:06: Das heißt, wir haben natürlich die Prognose jetzt anheben können.
00:01:09: In erster Linie ist es zurückzuführen auf die verbesserte Geschäftsentwicklung in unserem Solutionsbereich.
00:01:14: Man muss auch trotzdem dazu sagen, dass das Niveau allgemein immer noch ein sehr tiefes ist.
00:01:18: Wir sind weit entfernt davon, wo wir sein wollen und auch sein müssen.
00:01:23: Deswegen ja, teilweise geht es uns jetzt besser als noch vor drei Monaten, aber wir sind weit entfernt davon, dass wir zufrieden und glücklich sind.
00:01:32: Jetzt mache ich mal ein ganz brutales Bild.
00:01:34: Also der Patient Ergrana ist von der Intensivstation runter und befindet sich auf der Normalsstation.
00:01:39: oder sind wir schon in der Reconvallistenz?
00:01:42: Ich würde schon sagen, dass wir in der Reconvallistenz sind.
00:01:44: Also wir arbeiten hart, wir gehen jeden Tag einen Schritt mehr, aber es braucht natürlich Zeit und wir können auch nur gewisse Dinge beeinflussen.
00:01:54: An der allgemeinen Marktlage oder Marktentwicklung, an der Wirtschaftslage können wir aktuell wenig ändern und die ist nach wie vor bescheiden.
00:02:02: Dementsprechend haben wir zu kämpfen, vor allem Stärkegeschäften, weil doch wesentliche Kundengruppen, wie beispielsweise die Papierindustrie, stark unter Druck sind.
00:02:09: Das ist ein braunenzügiges Geschäft und Zucker wird auch noch etwas dauern, bis wir da eine deutliche Erholung der Marktpreise sehen können.
00:02:17: Das hängt in erster Linie natürlich jetzt auch mit den doch recht guten Ernteerwartungen zusammen und auch aufgrund des nochmal stark gesunkeren Weltmarktpreises für Rohzucker.
00:02:27: Haben Sie die Zeit?
00:02:28: Die Zeit werden wir benötigen.
00:02:31: Man hat grundsätzlich immer zu wenig Zeit, aber wir können auch nicht zaubern.
00:02:35: Also können wir diese Dinge nicht verändern, können nicht beeinflussen.
00:02:39: Ich bin aber überzeugt davon, dass wir absolut auf dem richtigen Weg sind.
00:02:43: Und wie Sie es ja gesagt haben, also wenn man mal von der Intensivstation wieder runter ist und die ersten Schritte schon wieder macht, dann ist das jedenfalls eine positive Entwicklung.
00:02:50: Dreck und Zucker bleiben Disaster.
00:02:52: Also das Disaster hatten Sie, glaube ich mal, vor einiger Zeit so in den Raum geworfen.
00:02:56: Also Hoffnung liegt dann in der Frucht.
00:02:58: Das ist eigentlich ein schönes Bild, oder?
00:03:00: Das ist ein sehr schönes Bild, aber mir wäre es lieber, wenn wir überall nicht nur Hoffnung, sondern gute Resultate hätten.
00:03:06: Als
00:03:06: Ingenieur sage ich da immer so ein Tisch mit drei Beinen, der kann nicht wackeln.
00:03:10: Er kann aber schief stehen, momentan steht die Agrar noch so ein bisschen schief.
00:03:13: Es wäre schön, wenn alle drei Beine gleich lang und drei stark wären.
00:03:18: Wie kommt man da wieder hin?
00:03:20: Konsequentes Umsetzen dessen, was wir uns vorgenommen haben.
00:03:23: Also wir müssen einfach ganz konsequent jetzt unsere Strategie umsetzen.
00:03:27: Da ist natürlich ein großer Teil auch davon sind die Kostenreduktionen, die Kosteneinsparungen, die Effiziensteigerungen.
00:03:33: Da müssen in den Geschäftsmodellen vor Anschreiten die gut funktionieren, wo wir ein stabiles Geschäft haben mit einer guten Profitabilität.
00:03:40: Und in den anderen Bereichen müssen wir, wie schon gesagt, rationalisieren.
00:03:43: Wir müssen die Dinge auch hinterfragen.
00:03:45: Wir müssen uns von Dingen trennen, die zukünftig einfach keinen Sinn mehr machen.
00:03:48: Das haben wir auch letztes Jahr schon getan, in dem wir zwei Werke geschlossen haben, auch wenn es entschmerzt ist.
00:03:53: Ich glaube, das ist es am Ende des Tages.
00:03:55: Man braucht immer einen guten Plan und dann muss man ihn auch konsequent umsetzen.
00:03:58: und da sind wir dabei.
00:04:01: Die Strategie oder ist da eine Gefahr dabei?
00:04:03: Wenn man jetzt sagt, man guckt sich jetzt das Geschäft an mit den drei Standbeinen, starke Zucker, ist das eine, da läuft es.
00:04:10: Momentan nicht.
00:04:11: Frucht läuft.
00:04:12: Man kann ja jetzt nicht zu brutal dann dahin und her schieben, weil irgendwann geht man auch davon aus, dass sich das wieder normalisiert.
00:04:19: Und wenn man jetzt, na, ich schaue mal die Investition an, da sehe ich leicht gesenkt um fünf Prozent, aber so innerhalb der Segmente doch deutlich umgeschichtet.
00:04:30: Wie gehen Sie da voran?
00:04:31: Na ja, man muss einmal grundsätzlich die Gesamtprofitabilität anschauen.
00:04:36: Und die ist ja... deutlich zu niedrig.
00:04:38: Also wenn wir das Ergebnis nach Steuern anschauen, bei einer Million Euro sind wir bei einer Million Euro umsetzen.
00:04:42: Also ich glaube, da brauchen wir jetzt nicht darüber diskutieren, dass das ein Desaster ist.
00:04:46: Das ist ein Desaster.
00:04:48: Und grundsätzlich fängt man ja dann oft auch an, mit der Gießkanne den Sparkurs einzuleuten.
00:04:54: Davon halte ich nicht unbedingt viel, weil wenn wir mehrere Geschäftsbereiche oder Geschäftsfilter haben, dann müssen wir aufpassen, dass dort, wo wir schon auf einem sehr guten Weg sind, wir uns nicht so weit kaputt sparen, dass uns die Mitbewerber überholen.
00:05:08: Sondern wir müssen ja auch wachsen und wir müssen dort auch in das Wachstum investieren.
00:05:12: Aktuell ist es per Definitionem so, dass dieser Solutionsbereich, den Sie jetzt noch immer Fruchtbereich nennen, er heißt aber nicht mehr so, unser Wachstumsmotor ist für die nächsten Jahre.
00:05:22: Und warum ist das so?
00:05:24: Weil das einfach ein Geschäft ist, das nicht so komoditisiert ist wie Zucker und Stärke, weil wir dort einfach stabiler unterwegs sind, weil wir viel näher mit dem Kunden zusammenarbeiten, weil wir in Lösungen denken und wir wollen ja die Stabilität erhöhen und wir wollen unsere Profitabilität auch erhöhen.
00:05:44: Und das geht halt jetzt einmal nur über die Schiene, dass wir diese Geschäftsfelder, wo wir das Gewährleistet sehen, wachsen lassen.
00:05:50: In Zucker und Stärke, die doch einen Großteil des Umsatzes immer ausgemacht haben.
00:05:55: Der Zucker ist jetzt natürlich deutlich gesunken, weil wir auch weniger Menge machen werden und weil die Preise wieder deutlich gesunken sind, da sehen Sie allein schon die Volatilität.
00:06:03: Wenn wir im ersten halben Jahr, das ist ja nicht normal und da ist ja noch nicht mitgerechnet, dass wir jetzt weniger produziert haben, weil das wird ja erst in dieser Kampagne letzten Endes dann vollumfänglich wirksam.
00:06:15: Aber natürlich... Also
00:06:16: das war auch eine Verständnisfrage.
00:06:18: Absatzmengen?
00:06:20: Zucker und starke Rückläufig.
00:06:21: Da hatte ich jetzt gedacht, naja, ist ja auch erwartbar, wenn Sie zwei Berge schließen.
00:06:25: Jetzt sagen Sie, das ist da noch nicht ganz oder totalweise drin, das wird man dann erst noch sehen, also dass die Menge zurückgeht.
00:06:32: Ja, also die zu vermarktende Menge, die wir haben jetzt aus dem aktuellen Zuckerwirtschaftsjahr, ist deutlich geringer als zuvor.
00:06:39: Zuvor haben wir natürlich die Werke auch schon, wie soll ich sagen, nicht voll auslasten können.
00:06:44: teilweise, ja, ist ja alles keine Frage.
00:06:46: Aber Faktum ist, dass wir jetzt erstmalig ohne Leopoldstorf und ohne Rujovani in dieser Zuckerkampagne fahren.
00:06:53: Deswegen haben wir natürlich auch zweihundertfünfzigtausend Tonnen weniger Zucker zuvermagten.
00:06:57: Wir haben beide, wo ja auch unsere Raffination in Rumänien stillgelegt.
00:07:01: Das heißt, wir sehen noch nicht die volle Auswirkung eigentlich.
00:07:03: Das heißt, das Zuckergeschäft wird noch weiter im Umsatz abnehmen und vor allem auch im Verhältnis oder im Anteil am Gesamtumsatz.
00:07:12: Dafür müssen wir mit anderen Bereichen wachsen.
00:07:14: Die Stärke ist relativ stabil, sag ich mal.
00:07:16: Das ist aber auch sehr stark preisbedingt.
00:07:18: Etanolpreise waren stark unter Druck und wir haben natürlich auch in anderen Bereichen einen entsprechenden Preisdruck.
00:07:23: Das wirkt sich auch wieder auf den Umsatz aus, aber wie Sie sehen, nicht zu gravieren.
00:07:27: Dort sind wir schon noch einmal auch in einem anderen Geschäftsmodell.
00:07:29: Der Zucker ist halt wirklich ein reines Komodity-Produkt.
00:07:32: Und wenn es eine Überverfügbarkeit gibt in der EU und es keinen Absatzmarkt am Weltmarkt gibt, weil die Preise einfach so tief sind, dann können wir überhaupt nichts mehr machen.
00:07:42: Wir können nicht reagieren.
00:07:43: Es gibt den Zucker.
00:07:44: Der Zucker muss in den Markt, offensichtlich.
00:07:47: Und was uns natürlich auch immer noch belastet sind, die Ukraine-Importe.
00:07:50: Das würde ich auch nicht unterschätzen, weil diese Eins bis eineinhalb Millionen Tonnen, die in den letzten zwei bis drei Jahren in den Markt gekommen sind, Das ist ja etwas, was wir jetzt vor uns her schieben sozusagen.
00:07:59: Das ist einfach ein Campanengeschäft.
00:08:01: Man produziert innerhalb von drei bis vier Monaten aus der Hübe den Zucker.
00:08:05: Den liefert man dann bis zum Anschluss der nächsten Ernte wieder im nächsten Jahr im September an die Kunden aus.
00:08:11: Zucker ist ein lagerfähiges Gut, d.h.
00:08:13: diese eineinhalb Millionen oder eins, zwei oder drei Millionen Tonnen, was auch immer es ist, die da reingekommen sind, die schieben wir zusätzlich vor uns her und die drücken natürlich jetzt auch bei einer relativ guten Ernte-Aussicht allgemein wieder auf das Preis-Niveau.
00:08:27: Also haben wir den Zuckerberg dann sozusagen.
00:08:29: Ja,
00:08:29: da haben wir den Zuckerberg ja groß und da können wir aber auch nichts machen.
00:08:33: Was sollen wir jetzt machen?
00:08:34: Sie
00:08:34: haben ja schon reagiert.
00:08:35: Wir haben jetzt zwei Zerwerke erst einmal stillgelegt.
00:08:38: Was passiert denn da eigentlich von der Zahlenseite?
00:08:41: Sie sind ja auch ein zahlengetriebener Mensch aus ihrer Historie.
00:08:45: Ich kenne das von der Automobilindustrie.
00:08:46: Wenn die jetzt sagen, ich habe jetzt drei, vier Werke, die sind zu achtzehn Prozent ausgelastet, dann mache ich eins zu oder zwei zu und habe dafür andere Fertigung, die Ausgelastet sind, wo die Kapazität vielleicht sogar noch steigern kann und das rechnet sich dann in Summe so oder so.
00:09:01: Wie sieht das beim Zucker aus?
00:09:03: Also das ist dann möglich, wenn Sie in einer Region zwei Fabriken haben.
00:09:06: Wenn Sie in einer Region eine Fabrik haben und in einer anderen Region eine im Zucker, dann geht das natürlich nicht, weil hierüber nichts.
00:09:13: endlos transportierbar ist, weil jede Feldfucht oder auch Obst etc.
00:09:17: hat immer einen sehr hohen Wasseranteil.
00:09:19: Und wenn sie den Rohstoff transportieren, transportieren sie achtzig, neunzig Prozent Wasser durch die Gegend.
00:09:23: Das ist sehr ineffizient, deswegen muss die Fabrik immer sehr nahe beim Rohstoff liegen.
00:09:27: Das heißt, wenn wir jetzt Leopoldstorf geschlossen haben in Österreich und wir haben noch Tullen, ja, dann führt das zu einer stabilen Auslastung von Tullen.
00:09:35: Weil wir vorher zwei Werke hatten, die nicht voll ausgelastet waren.
00:09:39: Ein Werk sollte jetzt voll ausgelastet sein.
00:09:41: Und in Tschechien haben wir das Gleiche gemacht.
00:09:43: Wenn wir in Tschechien jetzt das letzte Werk auch noch fließen würden, dann hat das nicht automatisch zur Folge, dass wir mehr Rüben in Österreich haben oder in Slowakei, weil die Rüben über diese Entfernung gar nicht zu transportieren sind.
00:09:54: Und vor allem hängt der Rübenanbau dann teilweise doch auch immer an einer regionalen Produktionskapazität.
00:09:59: Wenn die nicht mehr gegeben ist, dann wird der Rübenanbau früher oder später wahrscheinlich zu Ende gehen.
00:10:05: Der Free Cash Flow ist gestiegen.
00:10:07: Das werden Sie als finanzgetriebener CEO auch sehr wohlwollend zur Kenntnis nehmen.
00:10:14: Wie sieht es aus mit der finanziellen Situation der Agrariner insgesamt?
00:10:17: Finanzielle Situation sieht sehr gut aus.
00:10:20: Kontinuierlich senken wir unsere Netto-Finanzverschuldung.
00:10:22: Das machen wir natürlich über ganz... Dichte Programme, Working Capital Reduktion, hier wirklich Optimierungsprogramme, das ist nicht nur rein Rohstoff getrieben, dass die Rohstoffpreise billiger werden, sondern auch wirklich strukturelle Reduktion des Working Capitals.
00:10:36: und das brauchen wir auch und damit haben wir auch schon vor eineinhalb Jahren sehr stark begonnen und das auch konsequent umgesetzt, weil wir gesehen haben, dass es immer wieder mal eine Opportunität geben kann für eine Aquisition und hier den entsprechenden Headroom zur Verfügung zu haben, brauchen wir natürlich die Liquidität.
00:10:52: Und deswegen arbeiten wir kontinuierlich weiter daran, dass wir unsere Schulden senken.
00:10:56: Wie sieht Ihre mittelfristige Planung aus?
00:10:58: Wie viel Hoffnung liegen in Ihren Zahlen oder in Ihren Prognosen?
00:11:03: Wir hoffen überhaupt nicht.
00:11:04: Also um das mal klar auch zu sagen, wir kalkulieren.
00:11:08: Wir arbeiten ins Szenarien und letzten Endes dort, wo wir entsprechende Überzeugung und Sicherheit haben, prognostizieren wir dann.
00:11:16: Deswegen bin ich mir sehr sicher, dass unsere Prognosen für das aktuelle Geschäftsjahr halten werden.
00:11:21: der CEO der Agrarna, Stefan Büttner, zu den Halbgarasszahlen.
00:11:25: Dankeschön.
00:11:26: Vielen Dank.
00:11:28: Wiedersehen.